Deichnachrüstung Michelau i. Ofr.
Die ersten Deiche in Michelau wurden bereits 1910 errichtet. Seitdem wurden die Hochwasserschutzanlagen immer weiter ergänzt und ausgebaut.
Die derzeitigen Hochwasserschutzanlagen stammen im Wesentlichen aus den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. Sie genügen mittlerweile nicht mehr den heutigen technischen Anforderungen. Mit der Deichnachrüstung in Michelau werden die vorhandenen Hochwasserschutzanlagen auf den neuesten Stand der Technik gebracht.
Ziel ist der Schutz vor einem Hochwasser, dem sog. HQ100, das statistisch alle 100 Jahre einmal eintritt. Die Verbesserung des Hochwasserschutzes berücksichtigt zusätzlich den sog. „Klimazuschlag“. Hiermit wird in Bayern dem Klimawandel Rechnung getragen. Gemäß den aktuellen Prognosen ist in der Zukunft mit höheren Wasserständen im Hochwasserfall zu rechnen. Entsprechend erfolgt die Bemessung der Hochwasserschutzanlagen, in dem auf den Bemessungsabfluss ein Zuschlag von 15 % erfolgt.
Die Deichnachrüstung beinhaltet folgende Baumaßnahmen:
- Erhöhung der vorhandenen Deiche in Michelau, entweder in Erdbauweise oder durch Einbringen einer Spundwand, die als Hochwassermauer fungiert.
- Errichtung eines durchgehenden Deichverteidigungswegs entlang der Schutzanlage.
- Bau eines neuen Pumpwerks im Bereich der Kläranlage Michelau, um bei Hochwasser anfallendes Regenwasser aus dem Ortsbereich in den Main ableiten zu können.
- Bau des Hochwasserschutzes für den Ortsteil Schwürbitz in Form einer Hochwassermauer. Bei großen Hochwasserereignissen kann die Mauer zusätzlich noch mit sog. „mobilen Elementen“ erhöht werden.
Nach Abschluss des Projekts werden künftig 200 ha Siedlungsfläche der Gemeinde Michelau i. Ofr. geschützt. Über 3.000 Einwohner und 60 Betriebe mit rund 2.000 Arbeitsplätzen profitieren von diesem Projekt.
Den veranschlagten Gesamtkosten von ca. 16,5 Mio. Euro steht bei einem HQ100 ein rechnerisches Schadenspotenzial von 80 Mio. Euro gegenüber.
Vorhabensträger der Maßnahme ist der Freistaat Bayern. Die Gemeinde Michelau i. Ofr. beteiligt sich an den Kosten. Die Maßnahme wird mit 50 % von der EU aus dem Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.
Entwurfsverfasser der Maßnahme und für die Bauausführung zuständige Behörde ist das Wasserwirtschaftsamt Kronach.
Mit dem Spatenstich am 8. April 2016 erfolgte im Beisein der damaligen Staatsministerin des Umweltministeriums Ulrike Scharf der feierliche Startschuss zur Umsetzung der Maßnahme.
Im Frühjahr 2017 konnte der erste Bauabschnitt fertiggestellt werden. Der Deich im Bereich des Gewerbegebiets entlang der Firma Rießner wurde erhöht, indem eine mit Gabionen verkleidete Spundwand in den vorhandenen Deich eingebracht wurde. Ein 3,5 m breiter Deichverteidigungsweg entlang der neuen Hochwassermauer wurde ebenfalls angelegt. Der Weg ist als öffentlicher Geh- und Radweg für die Allgemeinheit nutzbar.
Ende 2017 wurden die Bauarbeiten für den zweiten Bauabschnitt vergeben. In diesem Bauabschnitt werden die Deiche, die den Siedlungsbereich von Michelau schützen, erhöht und ein Deichverteidigungsweg errichtet. Die Arbeiten sollen im Frühjahr 2019 abgeschlossen werden.
Für das Jahr 2019 ist der Beginn der Bauarbeiten am neuen Pumpwerk geplant. Weiterhin muss das vorhandene Absperrbauwerk am Mühlbach unterhalb der Mündung des Biberbachs neu errichtet werden. Im gleichen Jahr sollen auch die Baumaßnahmen für den Hochwasserschutz im Ortsteil Schwürbitz beginnen.
Bauablauf Deichnachrüstung
Verlegung Biberbach
Als eine der ersten Baumaßnahmen im Zuge der Deichnachrüstung Michelau wurde im August 2016 mit der Verlegung des Biberbachs östlich von Michelau begonnen, um Patz für den neuen, breiteren und höheren Hochwasserschutzdeich zu gewinnen und gleichzeitig den Bachlauf zu renaturieren.
Bei dieser Maßnahme, die auch die Lieferung und Pflanzung von Gehölzen sowie die Fertigstellungspflege umfasste, wurde auf eine verträgliche Umsetzung der dortigen Wasserlebewesen geachtet.
Baumaßnahme am "Rießnerdeich
Im Sommer 2016 begannen die Baumaßnahmen am 1,3 Kilometer langen Hochwasserschutzdeich beim Gewerbegebiet „Rießner“ südlich von Michelau. Nachdem die Beweissicherung an den Gebäuden abgeschlossen war, begann die Baufirma Pfister aus Seßlach mit den Arbeiten am vorhandenen Deich, um diesen zu erhöhen.
Dabei wurden Spunddielen eingebracht und ein Hinterweg angelegt. Er dient als Zufahrt der Anlage zur Unterhaltung und kann im Notfall von Lastkraftwagen befahren werden, um Sandsäcke anzuliefern.
Zur Verkleidung der Spundwand wurden Gabionenkörbe aufgestellt und mit einem Geländer versehen. Im Bereich der Flutbürcke und der Deichüberfahrten wurden Hochwasserschutzwände in Betonbauweise ausgebildet.
Zwischen dem Gewerbegebiet und dem Bahnsteig des Bahnhofs Michelau wurde ein neuer Schutzdeich angelegt, um ein Einströmen eines 100-jährlichen Hochwassers in diesen Bereich zu verhindern.
Die Baumaßnahme wurde im Herbst 2017 fertiggestellt und kostete rund zwei Mio. Euro.
Ökologische Ausgleichsmaßnahme am Scheidsbach
Im Zuge der Verlegung des Biberbaches musste eine Waldfläche gerodet werden. Gemäß Waldgesetz war eine Ersatzaufforstung erforderlich. Auf einer Fläche östlich des Gewerbegebietes erfolgte die Umsetzung der Maßnahme. Um einen Auwald typischen Standort zu schaffen, erfolgte ein flächiger Geländeabtrag. Zusätzlich wurde auf Grundlage der FFH-Ausnahmeprüfung als Kompensationsmaßnahme eine Stillwasserzone angelegt
Wegen der Erneuerung der Eisenbahnbrücke über den Scheidsbach, die von der Deutsche Bahn bis zum Frühjahr 2019 durchgeführt wird, kann die Ausgleichsmaßnahme erst im Anschluss daran komplett fertiggestellt werden.
Bauablauf Deichnachrüstung
Im Frühjahr 2018 starteten die Bauarbeiten am Hochwasserschutzdeich Michelau. Die Baukosten werden mit rund 6 Millionen Euro veranschlagt. Die Baumaßnahme wurde in die Abschnitte „Ostdeich“, „Hauptdeich“ und „Westdeich“ eingeteilt.
In diesem knapp 4 Kilometer langen Bauabschnitt werden die Deiche, erhöht und ein 3,5 Meter breiter Deichverteidigungsweg errichtet.
Hauptdeich Michelau
Im Abschnitt „Hauptdeich“ parallel zum Main wurden Spundwände in den Deich getrieben. Diese wurden dann mit Steinen gefüllten Gabionenkörben verkleidet.
Im Bereich der Mainbrücke und bei den Deichüberfahrten wurden Hochwasserschutzwände in Beton ausgebildet
Die Hochwasserschutzwände enden beidseitig der Bahnhofstraße an der Mainbrücke. Im Hochwasserfall erfolgt der Lückenschluss mit einem sogenannten „Mobildeich“.
Am Ortseingang von Michelau aus Richtung Schwürbitz wurde die Obere Mühlenstraße mitsamt des Geh- und Radweges angehoben und über den Deich geführt. Kurz vor Weihnachten 2018 wurde die Straße wieder für den Verkehr frei gegeben.
Ostdeich Michelau
Im Bereich östlich von Michelau konnte durch die Biberbachverlegung genügend Platz für einen Deichneubau geschaffen werden. Der vorhandene Deich wurde erhöht und zusätzlich ein Deichhinterweg angelegt.
Westdeich Michelau
Im Westen von Michelau wurde zum Schutz gegen Hochwasser eine Kombination aus einer Spundwand und einem Erddeich erstellt.
Zur Binnenentwässerung der Flächen hinter dem Deich wurde ein Dränagekanal verlegt. Dieser leitet das Niederschlagswasser zum neuen Pumpwerk an der Wallenstädter Fuhre. Von dort aus wird das Wasser im Bedarfsfall nach Außen weggepumpt.
Die Arbeiten an Ost-, Haupt- und Westdeich werden voraussichtlich im Frühjahr 2019 abgeschlossen.
Ausblick auf die weiteren Baumaßnahmen
Pumpwerk
Allgemein
Unmittelbar südlich der Kläranlage Michelau wird Ende des Frühjahres 2019 der Bau eines neuen Pumpwerks beginnen. Das Pumpwerksgebäude wird in den Deichverlauf integriert und befahrbar für LKW errichtet. Dieses wird nach Fertigstellung Ende 2020 bei Hochwasser anfallendes Regenwasser aus dem Ortsbereich in den Main abpumpen.
Geplante Baumaßnahmen
Im Vorfeld des Pumpwerkbaus wurde eine das Baufeld querende 20 KV-Freileitung abgebaut und als Erdkabel verlegt.
In der ersten Bauphase wird der Rohbau des Pumpwerks erstellt.
Die Maschinentechnik wird im Anschluss daran eingebaut. Herzstück sind drei Tauchmotorpumpen in Rohrschachtausführung mit einer Leistung von je 2,5 m3/s. Integriert in die Anlage ist auch ein Regenwasserpumpwerk mit mehreren kleineren Pumpen (Leistung von 50 bis 300 l/s). Es sorgt dafür, dass anfallendes Regenwasser aus tiefer liegenden Siedlungsgebieten abgepumpt wird.
Abschließend wird die elektrische Ausstattung der Anlage installiert. Im Normalbetrieb erfolgt die Stromversorgung über eine 20 KV-Leitung des Bayernwerks. Sollte es zu einem Stromausfall kommen, steht eine Notstromversorgung in Form eines Dieselaggregates mit einer Leistung von 800 KVA zu Verfügung.
Durch die Wahl des Pumpwerkstandortes und des Bauablaufes werden die Funktionen des bestehenden Hochwasserdeiches, des Deichsiels und des existierenden Pumpwerks nicht beeinträchtigt. Auf diese Weise bleibt während der gesamten Baumaßnahme der Hochwasserschutz vollumfänglich und lückenlos erhalten.
HWS Schwürbitz
Allgemein
Im Rahmen der Deichsanierung Michelau werden auch im Ortsteil Schwürbitz Maßnahmen gegen ein 100-jährliches Hochwasserereignis des Mains ergriffen.
Geplante Baumaßnahmen
In Schwürbitz wird eine rund 300 m lange Hochwasserschutzmauer zwischen der Michelauer Straße und dem rechten Mainufer errichtet. Für die Mauer werden auf ca. 150 m Länge 50 cm hohe mobile Schutzelementen vorgesehen, die bei Hochwasser zusätzlich aufgesetzt werden.
Die Zufahrt im Bereich des Festplatzes wird mit einem 12 m langen und ca. 1,5 m hohen Dammbalkenverschluss ausgestattet. Für die Fußgänger werden von der Michelauer Straße aus zwei Treppenabgänge als Zugang zur Gewässeraue geschaffen.
Zur Binnenentwässerung wird eine Drainageleitung verlegt. Diese endet in einem ebenfalls neu zu errichtenden Fertigteil-Pumpwerk. Im Hochwasserfall wird das anfallende Niederschlagswasser maschinell in den Main gepumpt.
Zeitplan
Als bauvorbereitende Maßnahme wurden 2019 Bohrungen für die Untergrunduntersuchung im Baubereich an der Michelauer Straße in Schwürbitz durchgeführt. Die geotechnischen Ergebnisse flossen mit in die Ausführungsplanung und die Ausschreibung für den Hochwasserschutz Schwürbitz. Im Frühjahr 2020 erfolgte die Vergabe des Auftrags, sodass im Sommer mit der Baumaßnahme begonnen werden konnte. Die Fertigstellung des Hochwasserschutzes Schwürbitz ist für den 31.03.2021 vorgesehen.