Deichnachrüstung Hallstadt-Dörfleins
Zahlen und Fakten
Bezeichnung:Gew. I. Ordnung Main, Hochwasserschutz Hallstadt – Dörfleins, Deichnachrüstung
Vorhabensträger:Freistaat Bayern
Planung und Bauoberleitung:Dr. Blasy – Dr. Overland Ingenieure GmbH 82266 Inning am Ammersee
Bauausführung:
- Erd- und Betonbau:
Fa. HABAU, Hoch- und Tiefbaugesellschaft mbH A – 4320 Perg
- E-Technik:
Fa. Hofmockel GmbH & Co Elektroanlagen KG 91189 Rohr
- Bepflanzung:
Fa. Schmitt Garten- und Landschaftsbau GmbH 91090 Effeltrich
Gesamtkosten: Rund 12 Mio. €
Beteiligung Stadt Hallstadt: 39,46 %
Projektfortschritt
Baubeschreibung
Mit der Umsetzung der Deichsanierungsmaßnahme wurden vorhandene Defizite des Hochwasserschutzes (HWS) in Hallstadt und seinem Stadtteil Dörfleins behoben und die Schutzanlagen auf den neuesten Stand gebracht.
Die Höhe der alten Schutzdeiche aus den Jahren 1971 und 1975 reichten nicht mehr aus, um den angestrebten Schutz vor einem 100-jährlichen Bemessungshochwasser einschließlich eines Klimazuschlags von 15 % zu gewährleisten.
Aus diesem Grund wurden nachfolgend aufgeführte umfangreiche Ertüchtigungs- und Ergänzungsmaßnahmen an den HW-Schutzanlagen erforderlich:
Hochwasserschutz Hallstadt
Baubereich 1: Ertüchtigung der Maindeiche Hallstadt
Baubereich 2: Ertüchtigung des Rücklaufsdeiches am Seebach
Baubereich 3: Ertüchtigung HW-Deich Gründleinsbach
Baubereich 4: Neubau HWS-Mauer Gründleinsbach Höhe Baugebiet „Vesperbild“
Baubereich 5 Ertüchtigung Bachquerschnitt Gründleinsbach
Baubereich 6 HW-Pump-/ Schöpfwerke (PSH 2, PSH 3 und PSH 4)
Baubereich 7: HW-Flutmulde zum Leitenbach
Hochwasserschutz Dörfleins
Baubereich 8: Ertüchtigung der Maindeiche Dörfleins
Baubereich 9: Schutzbauwerke Weiherstraße Nähe Sportplatz
Baubereich 10: HW-Pump-/ Schöpfwerke (PSD 1, PSD 2, PSD 3)
Baubereich 11: Abflussverbessernde Maßnahmen
Übersichtskarte der Gesamtmaßnahme:
Übersichtskarte der Maßnahme
Übersichtsplan der Gesamtmaßnahme
Übersichtsplan der Gesamtmaßnahme
Lufbilder der einzelnen Baubereiche






Baubereiche
Hochwasserschutz Hallstadt
Baubereich 1: Maindeich Hallstadt
Ertüchtigung des Maindeiches Hallstadt
Der in den 1970er Jahren errichtete Maindeich wurde auf seiner gesamten Länge von rd. 1000 m erhöht und mit einer statisch wirksamen Innendichtung (Spundwand) nachgerüstet. Abschnitte ohne Deichverteidigungswege wurden entsprechend nachgerüstet. Der 2,50 m breite Deichkronenweg wurde aufgrund seiner Bedeutung als internationaler Radweg, auf Wunsch der Stadt Hallstadt bituminös befestigt. Die Mehrkosten hierfür hat die Stadt Hallstadt übernommen.
Am Mündungsbereich des Gründleinsbaches in den Main wurde als städtebauliches Element und zur Stärkung der Sozialfunkton eine Aussichtsplattform, die sogenannte „Bastion“ errichtet. Diese soll als markanter Aussichtspunkt zum Verweilen einladen.






Baubereich 2: Rücklaufdeich Seebach
Ertüchtigung des Rücklaufdeiches Seebach
Der bestehende Rücklaufdeich entlang des Seebaches wurde auf einer Länge von rd. 420 m erhöht und mit einer wassergebundenen Decke befestigten Deichverteidigungsweg (B = 3,00 m) nachgerüstet. Der Deichkronenweg wurde auf einer Breite von 1,80 m mit Schotterrasen befestigt.
Auf eine statisch wirksame Innendichtung (Spundwand) konnte hier verzichtet werden, da der Deich nur Schutz vor Rückstau aus dem Main leistet und daher keine nennenswerten Kräfte aus Fließgeschwindigkeiten auftreten.
Zur schadlosen Ableitung von Qualmwasser (bei Hochwasser im Deich anfallendes Dränage- oder Sickerwasser) wurde ein Pumpschacht errichtet, der das anfallende Wasser mittels entsprechend dimensionierter HW-Pumpen in den Vorfluter ableitet.
Baubereich 3: HW-Deich Gründleinsbach
Ertüchtigung HW-Deich Gründleinsbach
Der bestehende HW-Deich des Gründleinsbaches schließt hier unmittelbar an den Maindeich an.
Als Bemessungshochwasser für den Deich am Gründleinsbach ist in etwa bis zum Beginn des Baugebietes „Vesperbild“ das Hochwasser vom Main maßgebend. Oberhalb dieses Bereiches ist der Hochwasserabfluss im Gründleinsbach für die Bemessung der Schutzanlagen maßgeblich.
Zur Ertüchtigung des Deiches wurde dieser im angesprochenem Abschnitt auf seiner gesamten Länge von rd. 720 m entsprechend erhöht und die Deichkrone mit einem 1,80 m breiten Schotterrasenweg befestigt. Zur Deichunterhaltung und -verteidigung wurde ein 3,00 m breiter Deichverteidigungsweg mit wassergebundener Decke angelegt. Zusätzlich wurde der Deich aufgrund seiner starken Hochwasserbeanspruchung, analog dem Maindeich, ebenfalls mit einer statisch wirksamen Innendichtung (Spundwand) nachgerüstet.
Zur Aufnahme und Ableitung von Qualm- oder Sickerwasser wurde am luftseitigen Deichfußpunkt, ca. 80 m unterhalb der Fußgängerbrücke über den Gründleinsbach, ebenfalls ein Pumpschacht errichtet, von wo aus das anfallende Dränage- und Sickerwasser in den Gründleinsbach gepumpt wird.
Baubereich 4: HWS-Mauer Gründleinsbach
Neubau HWS-Mauer Gründleinsbach Höhe Baugebiet „Vesperbild“
Zum Schutz der Bebauung im Baugebiet „Vesperbild“ wurde aufgrund der beengten Verhältnisse eine rd. 280 m lange Hochwasserschutzmauer errichtet. Die Mauer besteht aus einer Stahlspundwand mit einem Kopfbalken aus Stahlbeton als Verkleidung der Spundwand.
Die Ableitung des Regenwassers aus der Regenwasserkanalisation des Baugebietes wird im Hochwasserfall durch das neu errichtete Hochwasserpumpwerk PSH 4 sichergestellt.
Baubereich 5: Bachquerschnitt Gründleinsbach
Ertüchtigung Bachquerschnitt Gründleinsbach
Im Zusammenhang mit der unter Baubereich 7 beschriebenen HW-Flutmulde zum Leitenbach und der dadurch teilweisen Ableitung des Hochwasserabflusses zurück zum Leitenbach, konnte der HW-Abfluss im Gründleinsbach soweit verringert werden, dass die notwendigen baulichen Maßnahmen im bereits ausgebauten Bereich deutlich reduziert werden konnten.
Durch den Rückbau abflusshindernder Einbauten und der Tieferlegung der Gewässersohle des Gründleinsbaches samt Vorland um rd. 30 cm konnte der Abflussquerschnitt im Gründleinsbach soweit ertüchtigt werden, dass zusammen mit den übrigen Hochwasserschutzmaßnahmen ein schadloses Ableiten des reduzierten Hochwasserabflusses im Gründleinsbach ermöglicht wird.
Zur ökologischen Verbesserung und Aufwertung des Gewässers wurde der Gründleinsbach naturnah ausgebaut und mit einem Niedrigwassergerinne versehen.





Baubereich 6: HW-Pump-/ -Schöpfwerke
Pump-/ Schöpfwerke Hallstadt (PSH 2, PSH 3 und PSH4)
Aufgrund der anstehenden wasserdurchlässigen Böden wurde es unumgänglich, entsprechende Sicherwasser- und Dränageableitungen vorzusehen. Zur Ableitung des anfallenden Sickerwassers wurden entsprechende Pumpwerke mit ausreichend dimensionierten Pumpen unter Berücksichtigung der erforderlichen Redundanz vorgesehen.
Beim Pumpwerk PSH 4 kommt zusätzlich ein Regenwasserkanal aus dem Baugebiet Vesperbild hinzu. Der im Nebenschluss durch das Pumpwerk verlaufende Kanal wird im Hochwasserfall durch einen Schieber abgesperrt und so vor rückstauendes Hochwasser geschützt. Anfallendes Niederschlagswasser wird dabei im Hochwasserfall über eine Überlaufschwelle in die Pumpenkammer geleitet und von dort in den Gründleinsbach gepumpt.




Baubereich 7: HW-Flutmulde zum Leitenbach
HW-Flutmulde zum Leitenbach
Um notwendige bauliche HWS-Maßnahmen am Gründleinsbach in Hallstadt zu minimieren, wurden Möglichkeiten gesucht, den HW-Abfluss im Gründleinsbach zu reduzieren.
Detaillierte hydraulische Untersuchungen haben gezeigt, dass ein Teil des HW-Abflusses über eine Flutmulde zum Leitenbach von der Stadt Hallstadt ferngehalten werden kann. Damit müssen insbesondere die bereits vorhandenen HW-Mauern ober- und unterhalb der Lichtenfelser Straße nicht erhöht werden. Auch eine ansonsten notwendige Anpassung der Gründleinsbach-Brücke in der Lichtenfelser Straße wird nicht erforderlich.
Um das Hochwasser des Gründleinsbaches in Richtung Leitenbach abzuleiten und so von der Stadt Hallstadt fernzuhalten, wurde im Nordosten von Hallstadt, an der Kreuzung Berliner Ring – Einmündung Kreisstraße BA 5, neben dem Bau eines HW-Flutdurchlasses, bestehend aus acht Stahlbeton-Fertigteilen (b x h = 2,00 m x 1,50 m), eine ca. 500 m lange Flutmulde (B = 12,00 m) errichtet.
Hochwasserschutz Dörfleins
Baubereich 8: Maindeich Dörfleins
Ertüchtigung des Maindeiches Dörfleins
Analog der Maindeiche in Hallstadt, wurde der ebenfalls in den 1970er Jahren errichtete Maindeich in Dörfleins erhöht und mit einer statisch wirksamen Innendichtung (Spundwand) nachgerüstet.
Da in Dörfleins bereits Deichhinterwege vorhanden waren bzw. der luftseitige Deichfuß über vorhandene Erschließungsstraßen zugänglich ist, war hier die Nachrüstung von Deichverteidigungswegen entbehrlich. Der vorhandene asphaltierte Deichhinterweg südlich der Mainbrücke, der gleichzeitig als landwirtschaftlicher Weg dient, musste jedoch aufgrund der Deichanpassungen erneuert und auf Wunsch der Stadt Hallstadt um 0,5 m verbreitert werden. Die Mehrkosten für die Verbreiterung wurden von der Stadt Hallstadt getragen.
Die 3,00 m breite Deichkrone des erhöhten Deiches wurde überwiegend mit einem 1,80 m breiten Schotterrasenweg befestigt. Zwischen der Station 0+750 bis 0+950 nördlich der Mainbrücke wurde der Deichkronenweg auf Anregung der Stadt Hallstadt als kombinierter Geh- und Radweg mit einer 2,50 m breiten Asphaltdecke und einem beidseitigen Bankett von 0,75 m ausgebaut und im Anschluss unter der Mainbrücke auf die andere Straßenseite der St 2281 geführt. Dadurch kann die Gefahr für Fußgänger und Radfahrer auf dem viel befahrenen Ellerweg minimiert und ein gefahrloses überqueren der Staatstraße ermöglicht werden.
Zur schadlosen Ableitung von Qualm- oder Sickerwasser wurde nördlich der Mainbrücke ein Pumpschacht (PSD 2) errichtet, der das bei Hochwasser anfallende Sickerwasser mittels entsprechend dimensionierter Pumpen in den Main ableitet. Im Deichabschnitt südlich der Mainbrücke konnte aufgrund geänderter Untergrundbedingungen auf eine Dränage- oder Sickerwasserableitung verzichtet werden.




Baubereich 9: Schutzbauwerke Weiherstraße Nähe Sportplatz Dörfleins
Neubau HW-Schutzmauer Weiherstraße
Um die tiefer liegende Bebauung im Bereich Sportplatz Dörfleins – Weiherstraße vor Hochwasser zu schützen wurde nach Prüfung mehrerer Varianten, der Bau einer Hochwasserschutzmauer nördlich der Scheunen entlang der Weiherstraße und westlich des Dorfweihers gewählt.
Die Mauer ist in ihrer gesamten Länge von rd. 170 m als Winkelstützmauer in Ortbetonweise mit einer Dicke von 0,35 m erstellt.
Dabei bindet das westliche Ende der Mauer in eine über dem Hochwasserniveau aufgefüllte landwirtschaftliche Fläche und das nordöstliche Ende in eine bestehende Geländeböschung der Straße „Am Brünnlein“ ein.
Als Zufahrt zur angrenzenden Kleingartensiedlung wurde ein mobiler Dammbalkenverschluss, der im Hochwasserfall verschlossen werden muss, vorgesehen.
Um die Ableitung des Regenwasserkanals DN 800 aus dem Einzugsgebiet des Sportplatzes auch bei Hochwasser sicherzustellen und um bei Hochwasser anfallendes Dränage- oder Sickerwasser abzuleiten, wurde ein Pumpschacht (PSD 1) errichtet, über den das anfallende Wasser, mittels entsprechender Pumpen in den vorh. Vorfluter (Mainaltarm) gepumpt werden kann.
Baubereich 10: HW-Pump-/ -Schöpfwerke
Pump-/ Schöpfwerke Dörfleins (PSD 1, PSD 2 und PSD 3)
Aufgrund der anstehenden wasserdurchlässigen Böden wurde es in Teilbereichen von Dörfleins analog Hallstadt unumgänglich, entsprechende Sickerwasser- und Dränageableitungen vorzusehen. Zur Ableitung des anfallenden Sickerwassers wurden daher ebenfalls Pumpschächte bzw. Pumpwerke mit ausreichend dimensionierten Schmutzwasserpumpen und erforderlicher Redundanz vorgesehen.
Beim PSD 1 ist, wie bereits unter Baubereich 9 beschrieben, zusätzlich Niederschlagswasser aus dem Einzugsgebiet des Sportplatzes Dörfleins abzuführen. Dabei wird der vorh. Regenwasserkanal im Nebenschluss durch das Pumpwerk geführt. Bei Hochwasser verschließt ein Schieber den Auslauf und verhindert dadurch den Rückstau des Hochwassers in den Kanal. Das im Binnengebiet anfallende und sich aufstauende Niederschlagswasser wird über eine Überlaufschwelle in die Pumpenkammer geleitet und von dort in den Altarm gepumpt.
Mit dem Pumpwerk PSD 3 wird das vorhandene Schieberbauwerk der Ausleitung aus dem Stauraumkanal Mainweg in den Main ersetzt. Gleichzeitig wird sichergestellt, dass im Hochwasserfall anfallendes Überlaufwasser zu keinem schädlichen Rückstau im Kanalsystem führt.
Bei Normalwasserstand im Main kann das anfallende Überlaufwasser im Freispiegel dem Main zulaufen. Bei Hochwasser im Main schließt der Schieber im Pumpwerk und das anfallende Wasser wird in der Pumpenkammer aufgestaut. Ab einem gewissen Wasserstand schalten die eingebauten Schmutzwasserpumpen sich vollautomatisch ein und pumpen das Wasser in die Ablaufleitung zum Main.






Baubereich 11: Abflussverbessernde Maßnahmen
Erstellung Abflussschneise (Altarm) südlich Bahnbrücke
Um die hydraulische Leistungsfähigkeit der Mainaue für den Hochwasserabfluss zu verbessern und um den Bemessungswasserspiegel auf einem angemessenen Niveau zu halten, waren Eingriffe im Auwald unvermeidbar. In Abstimmung mit den Naturschutzbehörden wurde daher eine dauerhafte Gehölzfreihaltung und die Anlage eines Altarmes mit Anbindung an den Main, in Verbindung mit einer moderaten Rodung von Buschwerk vereinbart. Für den Verlust an Auwaldflächen wurden im Vorfeld der Maßnahme entsprechende Auwald-Ersatzflächen neu angelegt.
Auwald-Ersatzpflanzung





Anbindung Baggersee „Säugries“ und „Letten“ an den Main
Die vorgesehenen Anbindungen der beiden Baggerseen an den Main stellen in erster Linie eine wasserwirtschaftliche Ausgleichsmaßnahme für die Eingriffe der Deichertüchtigung in Natur und Landschaft dar.
Die Herstellung der Baggerseeanbindungen erfolgte in enger Abstimmung mit den örtlichen Fischereiberechtigten und nach deren Vorgaben.
Mit den Anbindungen wird der Wasseraustausch insbesondere im Säugries-See verbessert und eine Flucht- oder Rückzugsmöglichkeit für Fische bei einer Verschlechterung der Wasserqualität im See geschaffen.
Die Anbindung und der Durchstich des Baggersees „Letten“ wurde ebenfalls in enger Abstimmung mit den Naturschutzbehörden und den Fischereiberechtigten ausgeführt.