Schwarzpappelpflanzung

Populus nigra, hinter diesem eher sperrigen Namen verbirgt sich einer der seltensten Laubbäume Deutschlands, die Schwarzpap-pel. Einst entlang der größeren Flussläufe, wie Main, Aisch und Regnitz und deren Aue häufig anzutreffen, sind heute nur noch Restbestände zu finden.

Auenlandschaften sind die natürlichen Überschwemmungsgebiete unserer Flüsse und werden in Hartholzaue (selten überschwemmt) und Weichholzaue (direkt am Flussufer und häufig überschwemmt) unterteilt. "Was die Eiche in der Hartholzaue ist, also ein markanter, majestätischer Baum mit weitausladender Krone, stellt in der Weichholzaue die Schwarzpappel dar", so Walter Haderlein, Mitarbeiter im Sachgebiet Gewässerentwicklung des Wasserwirtschaftsamtes in Kronach. Wer sich davon überzeugen will, sollte einen Blick auf ein mächtiges Exemplar im Landkreis Lichtenfels bei Unterbrunn werfen. Den Erhalt und die Wiederansiedlung und Verbreitung dieser Baumart hat sich das Wasserwirtschaftsamt zur Aufgabe gemacht. Aber warum kümmert sich ein Wasserwirtschaftsamt um ein Artenschutzthema? - Weil die Erhaltung und Stärkung naturnaher Auen und deren Auwälder eine der Maßnahmen zur Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (kurz WRRL) ist. Um diesen Vorgaben gerecht zu werden, gibt es dazu ein ganzes Maßnahmenpaket. In diesem Paket finden sich auch Vorschläge zur "Habitatverbesserung im Uferbereich", was durch die Pflan-zung der Schwarzpappeln umgesetzt wird.

Gleichzeitig wird damit auch das Ziel, bedrohte Arten in den ausgewiesenen FFH-Gebieten zu stärken, erfüllt. Doch kommen wir zurück zur Schwarzpappel. Im Jahr 2006 beauftragte das Wasserwirtschaftsamt Kronach den Biologen Hermann Bösche in Teilen der Aue von Obermain und Regnitz nach dieser Rarität zu suchen. In Pettstadt, Hirschaid und in Unterbrunn wurde er fündig. Um ganz sicher zu gehen, dass es sich nicht um bastardisierte (genetisch vermischte, sog. Hybridpappeln) Pappeln handelt, wurden Blätter und Äste nach Teisendorf an das Bayerische Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht zur genetischen Kontrolle geschickt und untersucht. Wir waren vom damaligen Ergebnis wirklich überrascht, so Haderlein. Nahezu alle Exemplare, von denen Steckhölzer geschnitten wurden, waren Schwarzpappeln und konnten somit zur Vermehrung genommen werden.

Diese Vermehrung wurde im Frühjahr 2021 wiederholt und dem Botanischen Garten in Bayreuth übergeben. Hier wurden die Steckhölzer fachgerecht beschnitten, eingetopft und in Gewächshäusern gepflegt. Nach knapp zwei Jahren ist nun die Zeit des Auspflanzens in die Natur gekommen. Mehr als 600 junge Schwarzpappelbäume sind in den letzten Wochen an den Ufern von Regnitz, Main und Aisch durch die beiden Flussmeisterstellen in Bamberg und Lichtenfels gepflanzt worden. Die Standorte werden nun dokumentiert. Unser Ziel ist es, so Haderlein, dauerhaft für unsere nachfolgenden Generationen Schwarzpappelbestände zu erhalten. Gleichzeitig könnte die Schwarzpappel eine der Zukunftsbäume für unsere Flüsse wer-den. Viele unserer heimischen Baumarten leiden seit Jahren unter der zunehmenden Trockenheit und den klimatischen Veränderungen. Eine hohe Artenvielfalt stärkt auch die Klimawiderstandsfähigkeit unserer Auen.

Übrigens: In der Nachkriegszeit wurden oftmals Hybridpappeln als schnell wachsender Rohstoff gepflanzt. Die Blätter der nicht heimischen Hybridpappeln zersetzen sich jedoch nur schwer und belasten unsere Gewässer durch den enormen Stoffeintrag. Gerade im Bereich der Baggerseen können dadurch zum Teil meterdicke Schlammschichten am Gewässergrund entstehen. Im Unterschied zu den Hybridpappeln stellen die Blätter der Schwarzpappeln für unsere Gewässer kein Problem dar.

Damit die jungen Bäume eine Chance haben aufzuwachsen, ist eine Pflege in den ersten Jahren besonders wichtig. Wer bei der Pflege der Jungpflanzen (hauptsächlich Gießen in der Trockenzeit) Unterstützung leisten will, kann eine Art Patenschaft für diese seltenen Bäume übernehmen und sich beim Wasserwirtschafts-amt in Kronach (09261/502-0) melden. Ansprechpartnerin ist Frau Klocke.