Hochwasserschutz im Coburger Raum

Maßnahmen an Lauter und Sulzbach (Gewässer II. Ordnung)

Hochwasser aus den Einzugsgebieten von Lauter und Sulzbach soll im Goldbergsee zurückgehalten werden. Dazu ist neben dem Bau des Hochwasserrückhaltebeckens eine Überleitung von Hochwasser aus dem Lautertal in den Speicher erforderlich. Entlang der Gewässer sind weitere Ausbaumaßnahmen erforderlich.

Hochwasserrückhaltebecken Goldbergsee Coburg

Seit Mai 2003 ist am nordwestlichen Stadtrand von Coburg das zweite große Hochwasserrückhaltebecken in Bau. Das im Tal des Sulzbaches gelegene Becken soll die Hochwässer des Sulzbaches sowie der Lauter mittels der fertig gestellten Überleitung aufnehmen und gedrosselt abgeben.

Als Absperrbauwerk ist ein Erddamm mit flacher Böschung konzipiert, der sich mit 7 m Höhe gut in das Tal einfügt. Die Kronenlänge wird 290 m betragen.

Das Dammbauwerk des Goldbergsees Bild vergrössern Das Dammbauwerk des Goldbergsees

Der See hat eine ständige Wasserfläche von 71,5 ha, bei Hochwasser können bis zu 145 ha überstaut werden. Das Speichervolumen beträgt insgesamt 2,3 Mio m3, das Rückhaltevolumen ca. 21,4 Mio m3.

Aus dem Bereich des Rückhaltebeckens wurden die Staatsstraße St 2205, ein Abwasserkanal und verschiedene Wasser- und Gasleitungen heraus verlegt.

Nach Abschluss der Leitungsverlegungen erfolgte die Ausdeichung einer Gärtnerei, die wegen ihrer ungünstigen Lage einen Objektschutz erhielt.

Die Errichtung des Sperrenbauwerkes wurde ab Herbst 2005 begonnen. Im November 2006 wurde der Stauraum südlich der Bahnlinie gestaltet. 2007 erfolgte dann die Anpassung der Bahnlinie und die landschaftliche Gestaltung des Stauraumes nördlich der Bahnlinie (Biotopsee) wurde in Angriff genommen. Im November 2010 wurde der Probestau vorgenommen.

gegliederter Goldbergsee Bild vergrössern Gegliederter Goldbergsee

Der Goldbergsee hält nicht nur Hochwasser zurück, er dient auch der Freizeit und Erholung. So hat sich die Landschaft des Sulztales zwischen Neuses, Beiersdorf und Glend verwandelt. An den Geländeformen erkennt man deutlich, dass sich der neu gebaute Stausee in drei Teile gliedert. Ein Grundsee mit neuen Uferwegen entstand zwischen Neuses und Beiersdorf; nach Norden schließt sich die ruhige Nordostbucht an. Die Bahnlinie Coburg - Bad Rodach trennt den Biotopsee ab, der sich unabhängig von Freizeitaktivitäten entwickeln soll. Der Biotopsee ist als Natura 2000-Gebiet überregional geschützt.

Im Sommer erreicht die Wasserfläche mit breiten Schilf- und Röhrichtbeständen eine Größe von über 70 ha. Es entstanden kleine Inseln und ausgedehnte Teichrosenbestände. Beim hundertjährlichen Hochwasser kann sich der See hinter dem 7 m hohen Damm auf fast 150 ha ausdehnen. Kurzfristig werden dabei Wiesen-, Schilf- und Auwaldflächen überstaut, die der Freistaat Bayern aber vollständig erwarb. Diese Flächen werden nunmehr vom Freistaat Bayern extensiv gepflegt und unterhalten.

Im Herbst wird der Hauptsee zwischen Beiersdorf und Neuses um bis zu 2 m abgesenkt, um zusätzlichen Hochwasserrückhalteraum in der hochwasserkritischen Zeit zu gewinnen. Der Seeteil im Natura 2000 Gebiet wird zur Schonung der Ufervegetation nur um einen halben Meter abgesenkt. Dabei kommen am ganzen See sogenannte "Winterinseln" zum Vorschein, die zwischen flachen Wasserzungen hervorragende Rastplätze für viele Vogelarten darstellen.

Der staubedingte Verlust an Wiesenflächen wird durch die Ufergestaltung und die Pflege-maßnahmen auf den bleibenden Wiesen bestmöglich ausgeglichen.

Damit Mensch und Natur vom künftigen Hochwasserrückhaltebecken profitieren, wurden verschiedene Zonen gestaltet, die ein angemessenes Auskommen für Radfahrer, Freizeit-sportler und Erholungssuchende, für die stille Naturerkundung und für die Natur selber ermöglichen.

Brütende Kiebitze und Blaukehlchen, lichte Laubwälder mit Eisenhut und Türkenbundlilie, herrliche Ausblicke auf die Veste Coburg und die Schlösser Callenberg und Falkenegg und dazwischen ein naturnah gestaltetes Gewässer – all dies kann nunmehr entdeckt werden.

Lauterüberleitung

Technische Hochwasserschutzmaßnahmen entlang der Lauter sind in dem eng besiedelten Tal in der Gemeinde Lautertal schwer zu verwirklichen und würden für die Stadt Coburg keine Entlastung bringen.

Der Goldbergsee Coburg im Nachbartal ist so dimensioniert, dass er auch Hochwasser aus der Lauter aufnehmen kann. Schadbringende Abflüsse aus der Lauter werden dorthin übergeleitet. Dadurch kann auf umfangreiche Schutzmaßnahmen in der Gemeinde Lautertal weitgehend verzichtet werden. Die Überleitung wird hauptsächlich im Winterhalbjahr und nur im Hochwasserfall in Funktion genommen.

Ausleitungsbauwerk Bild vergrössern Ausleitungsbauwerk

Im Ortsteil Oberlauter wurde in der Lauter ein Drosselbauwerk mit zwei automatisch gesteuerten Schiebern errichtet. Sobald der Abfluss den vorgegebenen Grenzwert übersteigt, geht das Ausleitungsbauwerk in Betrieb und die Überleitung beginnt. An das Ausleitungsbauwerk schließt sich ein 2 km langer Freispiegelstollen an, der das Wasser im freien Gefälle ableitet.

Tunnel Bild vergrössern Tunnel

Auch während der Ausführungsphase wurden die getroffenen technischen Lösungen intensiv diskutiert um steuerungstechnische Verbesserungen einfließen zu lassen. Hierzu zählt insbesondere die Steuerungsbündelung an bereits bestehende Standorte. Aufgrund der nur geringen Überdeckung wurde das südliche Ende des Stollens in offener Bauweise erstellt. Anschließend erfolgte der Bau eines Tosbeckens, um die Geschwindigkeit des Wassers zu reduzieren.

Nach der Stollenstrecke wurde eine flache, landschaftsangepasste Flutmulde erstellt, die bis in den Goldbergsee führt. Die an der Mulde liegende Ortschaft Glend wird durch einen Deich geschützt, außerdem wurden zwei Brücken für die Gemeindeverbindungsstraßen errichtet.

Mit dem Einbau der Stahlwasserbauteile und verschiedener Sicherheitseinrichtungen, der Installation der Steuerungstechnik und dem Anlegen der Dammbauwerke im Ausleitungs-bereich wird die Maßnahme im Herbst 2012 vollendet werden.

Die Kosten des Hochwasserrückhaltebeckens Goldbergsee Coburg und der Lauterüberlei-tung betragen rund 57 Mio €.

Die offizielle Einweihung beider Maßnahmen fand im Juli 2013 statt.